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Buchbesprechung in der Österreichischen Hebammenzeitung, Ausgabe 6/2011
Harald Reitz-Lennemann, homöopathisch arbeitender Arzt und Psychoanalytiker, bildete jahrelang Hebammen in klassischer Homöopathie aus. Dieses Buch stellt die Veröffentlichung seiner Seminarinhalte dar.
Den Arzneimittelbildern ist ein theoretischer Teil vorangestellt, der über Entstehungsgeschichte und Wirkungsweise der Homöopathie sowie über Dosierung und Verlaufsbeurteilung informiert. Der Hauptteil des Buches umfasst die Darstellung von 61 homöopathischen Arzneimittelbildern, jeweils gegliedert in Modalitäten, Hauptangriffspunkte, Leitsymptome, Fallberichte aus Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett oder/und Neugeborenenperiode und das psychische Bild der Arznei.
Es folgt eine differentialdiagnostische Zusammenstellung von Arzneimitteln zu Schwangerschaftsobstipation, Milchstau/Mastitis, Dreimonatskoliken und Schwangerschaftsübelkeit. Ein Symptomverzeichnis und ein Glossar runden das Buch ab.
Der Autor möchte ein klassisch homöopathisches, tiefes Arzneimittelverständnis vermitteln. Dies zeigt sich etwa auch in der großen Auswahl an Arzneimitteln für die angeführten Indikationen – für die Behandlung der Schwangerschaftsübelkeit etwa werden 28 Arzneien vorgestellt. Die Fallbeschreibungen stammen nicht aus der persönlichen Erfahrung des Autors, sondern aus der homöopathischen Literatur der letzten 200 Jahre, sodass viele Formulierungen sonderbar klingen oder aus medizinischer Sicht veraltet sind, jedoch war dies die Absicht des Autors, um die Prägnanz der Beschreibungen nicht zu verwässern.
Der Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung der homöopathischen Prinzipien, auch für Laien, und ist nicht explizit für den geburtshilflichen Bereich geschrieben. Für mich schließt das Buch die Lücke zwischen allgemeinmedizinischem Homöopathielehrbuch und Hebammen-Praxisbuch zum raschen Nachschlagen im Kreißsaal.
Karin Müller
Artikel in: Gelnhäuser Neue Zeitung, vom 29. Juli 2011
Gelnhausen (dan). Über Homöopathie kursieren viele Vorurteile. „Nimm‘ das Mittel mal, kann ja nicht schaden, ist homöopathisch“, heißt es dann beispielsweise. Stimmt nicht, sagt Dr. Harald Reitz-Lennemann. Der in der Psychosomatik arbeitende Gelnhäuser Arzt und Psychoanalytiker hat ein Buch über Homöopathie geschrieben. In falscher Dosierung könnten auch homöopathische Mittel Schaden anrichten, erklärt er.
Das Buch „Homöopathie in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“ befasst sich zwar, wie im Titel deutlich wird, in erster Linie mit der homöopathischen Behandlung während der Schwangerschaft. Doch Dr. Reitz-Lennemann legt darin auch Wert auf eine umfassende und verständliche Darstellung der klassischen Homöopathie.
Dr. Reitz-Lennemann studierte an der Frankfurter Goethe-Universität Medizin und arbeitete anschließend in der Kardiologie. Bereits während des Studiums lernte der angehende Arzt in studentischen AGs die Homöopathie kennen und schätzen. Fasziniert von der alternativen Heilmethode arbeitete er sich immer tiefer in die Materie ein und eröffnete 1999 seine eigene Praxis für klassische Homöopathie und Psychoanalyse in Gießen. Während seiner Tätigkeit in Gießen entstand der Kontakt zu einer örtlichen Hebamme, die Dr. Reitz-Lennemann bat, einen Homöopathie-Kurs für sie und ihre Kolleginnen anzubieten. Das Angebot weitete er bald, bedingt durch eine überraschend hohe Nachfrage, bundesweit aus und bot eine klassisch homöopathische Ausbildung für Hebammen an. Durch die Kurse entstand auch die Idee, ein Buch über Homöopathie in der Schwangerschaft zu schreiben. „Es ist aber nicht nur ein Buch für Hebammen, sondern für alle geeignet, die sich für die Homöopathie interessieren“, sagt er.
In den ersten Kapiteln des Buches widmet sich Dr. Reitz-Lennemann intensiv der Theorie der Homöopathie. Besonders der Abschnitt zu Dosierung und Anwendung homöopathischer Arzneimittel liegt ihm am Herzen. Eine solch detaillierte Darstellung gebe es nur selten in Lehrbüchern. „Die richtige Potenzwahl und Dosierung eines Arzneimittels wird oftmals wie in einer Geheimlehre behandelt und nur mündlich weitergegeben“, erklärt er. Durch diesen Mangel an gesicherten Informationen komme es nicht selten zu Überdosierungen, die, anders als landläufig gedacht, durchaus Schaden anrichten könnten.
Generell lege die Homöopathie großen Wert auf die Beachtung aller Symptome der Patienten. Anders als in der modernen Schulmedizin würden in der Homöopathie Arzneien nicht nur nach somatischen, also körperlichen, Kriterien verschrieben. Vielmehr würden auch die psychischen Symptome des Patienten für die Arzneimittelwahl berücksichtigt. So komme es in der Homöopathie häufig vor, dass mehrere Patienten, die beispielsweise unter chronischen Kopfschmerzen leiden, ganz unterschiedliche Arzneimittel verschrieben bekämen, obwohl die somatische Diagnose die gleiche sei.
Möglich werde diese individuellere Therapie in der Homöopathie durch eine deutlich längere und umfassendere Anamnese. Während der Arztbesuch bei einem Schuldmediziner nur wenige Minuten dauere, benötige eine homöopathische Therapie häufig eine bis zu zweistündige Anamnese. „Die Ursachen einer Symptomatik werden viel genauer und individueller betrachtet“, erklärt Dr. Reitz-Lennemann.
Besonders für Schwangere seien homöopathische Behandlungen sinnvoll. Allerdings dürften sie nie die medizinische Begleitung der Schwangerschaft durch einen Gynäkologen und durch eine kompetente Hebamme ersetzen, sagt der Mediziner. Die Homöopathie könne aber die Schulmedizin sinnvoll unterstützen. „Sie ist eine sehr schonende Regulationstherapie für Mutter und Kind und daher sinnvoll.“ Da sich viele Schwangere bei der Einnahme von Antibiotika und ähnlichen Medikamenten Sorgen wegen einer möglichen Belastung des Kindes machten, diene die homöopathische Therapie auch dem seelischen Gleichgewicht der werdenden Mutter. Eines könne aber auch die Homöopathie nicht leisten: Schwangerschaftssymptome oder Geburtsschmerzen präventiv zu behandeln. „Vorsorgliche homöopathische Gaben sind sogar meistens kontraproduktiv, da die Homöopathie erst indiziert ist, wenn auftretende Symptome dies anzeigen.“
Buchbesprechung in der DEUTSCHEN HEBAMMEN ZEITSCHRIFT, Heft 10/2011, von Elke Gravel
Das Fachbuch „Homöopathie in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“ von Harald Reitz-Lennemann basiert auf den vom Autor gehaltenen Fortbildungen, die für Hebammen und Geburtshelfer einen Einstieg in die Homöopathie darstellen. Deren Inhalte sind somit in diesem Buch zusammengefasst worden.
In der Einführung werden Grundkenntnisse der Homöopathie wie Entstehungsgeschichte und die Potenzierung erklärt. Eindrücklich finde ich die verständliche Erklärung des schwierigen Themas der Potenzwahl. Nach der Einführung und Anleitung zum Umgang mit der Homöopathie werden 61 Mittel in der Arzneimittellehre ausführlich beschrieben. Auf die allgemeine Beschreibung jedes einzelnen Mittels und seiner Modalitäten folgen Fallberichte zur Schwangerschaft, Geburt, zum Wochenbett und zur Stillzeit, zum Neugeborenen, zum Säugling, das psychische Bild sowie die Charakteristika des jeweiligen homöopathischen Mittels. Für Geburtshelfer und Hebammen werden im dritten Teil noch die Schwangerschaftsobstipation, Milchstau und Mastitis, Dreimonatskoliken und die Schwangerschaftsübelkeit differentialdiagnostisch im Hinblick auf die verschiedenen homöopathischen Mittel beleuchtet. Es folgt ein sehr oberflächlich gehaltenes Symptom- und Stichwortverzeichnis. Den Symptomen sind jeweils nur ein oder wenige Mittel zugeordnet. Im letzten Teil werden medizinische Begriffe für Laien erklärt.
Das Buch ist sowohl für Hebammen und Geburtshelfer sowie für andere medizinische Fachleute als Einstieg in die Homöopathie geeignet. Vor allem die Einführung und Anleitung gefällt mir sehr gut, weil das schwierige Thema der Potenzwahl ausführlich und gut verständlich beschrieben wird. Der Preis von 34 Euro ist gerechtfertigt.
Eine Anmerkung des Autors zum Verständnis:
Das Symptomen- und Stichwortverzeichnis ist in seinem Umfang wahrscheinlich dem anderer Bücher vergleichbar. Allerdings ist es wie ein homöopathisches Repertorium aufgebaut und erscheint im Vergleich zu anderen Repertorien (die sich auf mehrere Tausend homöopathischer Arzneimittel beziehen) natürlich eher mager. Dieses Symptom- und Stichwortverzeichnis speist sich jedoch ausschließlich aus den Beschreibungen der 61 Arzneimittel, die im Buch ausführlicher ausgearbeitet sind und soll nach der Art eines Repertoriums die Arbeit mit diesen Mitteln erleichtern.
Dr. med. Harald Reitz-Lennemann ist bestimmt vielen Kolleginnen durch seine Publikationen und Seminare ein Begriff. Jahrelang schulte er Hebammen in klassischer Homöopathie und bringt nun seine Fortbildungsinhalte als Buch heraus. Ausführlich und gut verständlich bekommt die Leserin zu Beginn die Wirkungsweise und Anwendung der Homöopathie erklärt. Hauptbestandteil dieses Buches ist aber die ausführliche Darstellung von über 60 homöopathischen Arzneimittelbildern.
Jedes Mittel wird nach Verschlimmerung/Verbesserung, Hauptangriffspunkten, allgemeinen Leitsymptomen, Fallberichten Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett/Stillzeit, psychischem Bild und Charakteristika eingeteilt. Das besondere Augenmerk auf die psychischen Aspekte macht das Buch zu einem wertvollen Werk. Es ist kein homöopathisches „Kochbuch“, in dem man Indikationen nachschlagen kann. Vielmehr soll ein tiefgründiges Arzneimittelverständnis entwickelt werden. Durch die ausführliche Beschreibung der Arzneimittelbilder erreicht Reitz-Lennemann, dass das Buch nicht nur von Hebammen benutzt werden kann. Jeder, der sich mit der klassischen Homöopathie beschäftigt, findet hier eine gute Zusammenfassung der Bilder.
Es macht bestimmt mehr Mühe, die Frau anamnestisch einem Arzneimittelbild zuzuordnen. Leichter ist es, ihre Symptome mit einer Liste abzugleichen und zu hoffen, dass das Mittel wirkt – wie es in vielen „Laienbüchern“ gehandhabt wird. Doch die Anamnese und Suche nach dem am besten geeigneten Mittel macht die Arbeit der klassischen Homöopathie nun einmal aus. Und das ist es, was der Autor auch in seinen Seminaren vermittelt hat.
Lediglich zu Schwangerschaftsobstipation, Milchstau und Mastitis, Dreimonatskoliken und Schwangerschaftsübelkeit gibt es eine differentialdiagnostische Aufstellung verschiedener Mittel. Und ein sehr knappes Symptom- und Stichwortverzeichnis dient dem schnelleren Überblick.
Fazit: Ein umfangreiches Buch für alle, die homöopathisch arbeiten.